Alexander Schmorell: Ein Heiliger aus München, geboren in Russland

Alexander Schmorell: Ein Heiliger aus München, geboren in Russland

In der Geschichte des Widerstands gegen das Dritte Reich wird der Name Alexander Schmorell oft zusammen mit Hans und Sophie Scholl genannt. Doch er ist eine besondere Figur. Nicht nur, weil er einer der Initiatoren der Bewegung „Weiße Rose“ war, sondern auch, weil er zwei Welten in sich vereinte: das orthodoxe Russland und das humanistische Deutschland. Seine Geschichte ist eine Geschichte von Gewissen, Glauben und Mut.

Ein russischer Münchner

Alexander Schmorell wurde 1917 in Orenburg als Sohn eines deutschen Arztes und einer russischen Mutter geboren. Seine Mutter starb früh, und 1921 emigrierte sein Vater mit ihm nach Deutschland. Trotz des Umzugs verlor Alexander den Kontakt zur russischen Kultur nicht: Er sprach Russisch, bekannte sich zum orthodoxen Glauben und trug ein Kreuz, selbst als das gefährlich war. In seiner Jugend begann er ein Medizinstudium, diente in der Armee und kehrte dann an die Universität München zurück, wo er Hans Scholl kennenlernte.

Gewissen auf Papier

Gemeinsam mit Hans war es Schmorell, der die ersten Flugblätter der „Weißen Rose“ verfasste. Er war der ideelle Kopf, ein begabter Stilist und der Motor der Bewegung. In seinen Texten klang nicht bloß Protest, sondern eine tiefe moralische Mahnung:
„Ihr seid keine Maschinen. Ihr seid Menschen. Wacht auf!“

Er neigte nicht zu lauten Parolen – vielmehr war er ein Mensch innerer Überzeugung und fester, beinahe lautloser Entschlossenheit. Als die Polizei begann, nach Mitgliedern der „Weißen Rose“ zu fahnden, versuchte Alexander zu fliehen – zunächst in die Schweiz, dann versteckte er sich bei Freunden. Im Sommer 1943 wurde er durch Verrat verhaftet.

Ein Brief aus der Zelle

In der Haft verbrachte Alexander mehrere Wochen in Einzelhaft. Weder Verhöre noch die Erwartung der Hinrichtung brachen ihn. Sein letzter Brief an seine Eltern war erfüllt von Licht und Glauben:

„Ich weiß, dass uns ein anderes, schöneres Leben erwartet und dass wir uns ganz sicher wiedersehen. Versteht bitte: Der Tod ist nicht das Ende des Lebens. Im Gegenteil – er ist Geburt, der Übergang in ein neues, herrliches und ewiges Leben!“

Am 13. Juli 1943 wurde er im Gefängnis Stadelheim hingerichtet. Er war erst 25 Jahre alt. Kurz vor seinem Tod beichtete er, empfing die Kommunion und, so berichten Zeugen, starb mit einem Lächeln im Gesicht.

Erinnerung

Im Jahr 2012 sprach die Russisch-Orthodoxe Kirche ihn heilig – als Heiligen Märtyrer Alexander von München, den ersten Neumärtyrer, der für seinen Akt zivilen Widerstands im 20. Jahrhundert verherrlicht wurde. Seine Ikonen sind in orthodoxen Kirchen zu sehen, und in München tragen Straßen, Gedenktafeln und Gottesdienste seinen Namen.

Alexander Schmorell führte keine Armee und trug keine Waffe. Sein Kampf war ein Kampf des Geistes, sein Vermächtnis – Flugblätter, die das menschliche Gewissen ansprachen. Und sein Leben ist eine Erinnerung daran, dass selbst in der Hölle noch Licht sein kann.

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