Kunst ohne Grenzen: Was im Haus der Kunst in München wirklich passiert

In München gibt es viele Museen. Manche sind älter als Deutschland, manche beliebter als das Oktoberfest, manche haben so viele Modiglianis pro Quadratmeter, dass einem schwindelig wird.
Und dann gibt es das Haus der Kunst – ein Kunsthaus, das selbst wie ein Kunstwerk wirkt: ernst, monumental, historisch schwierig und zugleich ständig im Wandel. Ein Ort, an dem zeitgenössische Kunst in einem Gebäude lebt, das einst Symbol einer Ideologie war. Ironie? Vielleicht. Aber genau das macht dieses Museum so besonders.
❖ Wo und was ist das überhaupt?
Das Haus der Kunst liegt direkt am Eingang zum Englischen Garten, in einem monumentalen Bau im Stil des strengen Klassizismus. Errichtet wurde es 1937 — und ja, im Auftrag des NS-Regimes, das seinen eigenen Tempel „hoher“ Kunst wollte. Heute werden dort Videoperformances, Neon-Schriften, Installationen aus Bauschutt und alles gezeigt, was zeitgenössische Kunst sein kann. Die Geschichte kennt eben Wendungen.
Heute ist das Haus der Kunst ein internationales Zentrum für zeitgenössische Kunst — ohne feste Sammlung. Es zeigt regelmäßig Ausstellungen von Künstler*innen aus aller Welt: von großen Namen bis zu radikalen Debüts. Fotografie, Video, Skulptur, Installationen, Performance – alles ist vertreten. Manchmal sogar gleichzeitig.
❖ Kein Museum, sondern ein Experimentierfeld
Im Gegensatz zu klassischen Museen, wo „an der Wand ein Bild hängt und darunter ein Schild steht“, begegnet man im Haus der Kunst vielleicht Stille und einem weißen Raum. Oder Dunkelheit, Schritten und seltsamen Spiegeln. Jede Ausstellung ist ein neues Universum – oft mit eigenem Licht, Klang und Regeln. Man verlässt die Räume mit dem Gefühl: „Ich habe nichts verstanden, aber es war spannend“. Und das ist völlig okay.
Neben den Ausstellungen finden regelmäßig Gespräche, Vorträge, Filmvorführungen und Performances statt. Außerdem gibt es Familien- und Bildungsprogramme. Das Haus der Kunst scheut sich nicht vor schwierigen Themen – von Politik und Migration über Körperlichkeit bis hin zu digitaler Identität.
❖ Unerwartete Genüsse
Wenn die Kunst zu viel wird, gehen Sie runter in die Goldene Bar – mit echter Vergoldung aus den 1930ern, Bohème-Flair und sehr gutem Kaffee. Es ist nicht einfach ein „Museumscafé“, sondern ein eigener Kulturort, zu dem man auch einfach so kommt. Es gibt sogar Jazzabende und Partys – warum auch nicht?
Wer sich für die Geschichte des Gebäudes interessiert, sollte auch auf die Sprache der Architektur achten – sie trägt noch Spuren der Vergangenheit. Gerade der Kontrast zwischen dem offiziellen Äußeren und dem experimentellen Inneren macht das Haus der Kunst so einzigartig.
❖ Praktische Informationen
- ⌖ Adresse: Prinzregentenstraße 1, 80538 München
- ⌖ Anfahrt: zu Fuß von der U-Bahnstation Lehel (U4, U5) oder mit dem Bus zur Haltestelle Haus der Kunst
- ⌖ Öffnungszeiten: täglich von 10:00 bis 20:00 Uhr, montags geschlossen
- ⌖ Tickets: Preis je nach Ausstellung, oft Ermäßigungen für Studierende und Familien
- ⌖ Offizielle Website: hausderkunst.de
❖ Lohnt sich ein Besuch?
Wenn Sie Kunst schätzen, die keine Antworten gibt, sondern Fragen stellt, dann unbedingt. Das Haus der Kunst ist keine gemütliche Galerie mit Magneten im Shop, sondern ein Ort, an dem man Unbequemem, Inspirierendem, Frechem oder schlicht Absurdem begegnen kann. Ein Museum, das Sie überraschen kann – auch wenn Sie denken, Sie hätten schon alles gesehen.
Und mal ehrlich: In welchem anderen Museum kann man an einem Tag in einer Berliner Wohnung, einer japanischen Sauna, am Meeresgrund und in einem Lichttunnel stehen – einfach nur, weil man von Raum zu Raum geht?