Das Geheimnis über der Tür: Was bedeutet die Inschrift 20*C+M+B+02?

Inschrift 20*C+M+B+02 über der Haustür

Das Geheimnis über der Tür: Was bedeutet die Inschrift 20*C+M+B+02?

Hast du jemals beim Spaziergang durch die alten Straßen Münchens die gepflegten Häuser mit hölzernen Fensterläden, Geranien in Töpfen und... seltsamen Inschriften über den Türen wie 20*C+M+B+02 beobachtet? Man denkt sofort an ein Rätsel von Dan Brown oder einen geheimen Club bayerischer Brauer. Aber keine Sorge: Hinter diesen Symbolen steckt eine sehr herzliche und tiefgründige Tradition, die nicht nur Großmüttern auf der Bank bekannt ist, sondern den meisten Menschen in Süddeutschland.

Zuerst die Zahlen: 20 und 02 – das ist kein römischer Code

Die Inschrift auf dem Foto lautet: 20*C+M+B+02 – und das ist keineswegs ein Rätsel eines alten Klosters.

Die Zahlen 20 und 02 stehen für das Jahr, in diesem Fall 2002. Jedes Jahr wird die Formel aktualisiert: Im Jahr 2025 wird es beispielsweise 20*C+M+B+25 sein.

Und die Buchstaben? Kein "S+M+B"

Sie bedeuten gleich zwei Dinge:

Die Namen der drei Weisen (Könige), die dem neugeborenen Jesus Geschenke brachten – Caspar, Melchior und Balthasar.

Und gleichzeitig handelt es sich um eine lateinische Abkürzung:
C+M+B = Christus mansionem benedicat, was bedeutet: „Christus segne dieses Haus.“

Das Sternchen oder Kreuz zwischen den Zahlen und Buchstaben ist kein Malzeichen und kein Fehler in der Formel, sondern ein Segenssymbol – ähnlich einem Kreuz.

Wer hinterlässt diese Botschaften?

Die Tradition wird von den "Sternsingern" gepflegt – Kindern aus der örtlichen Kirchengemeinde, die sich als Heilige Drei Könige verkleiden. Jedes Jahr, rund um den 6. Januar (Erscheinung des Herrn), klopfen sie an Türen, singen Weihnachtslieder, tragen Gedichte vor, sammeln Spenden für wohltätige Zwecke – und schreiben mit Kreide die Inschrift über die Haustür.

Kreide? Ja, genau. Keine Farbe. Alles soll vergänglich und behutsam sein – so wie der Segen selbst.

Warum das alles?

Erstens ist es natürlich ein Segen für das Haus und die Familie. Es wird geglaubt, dass das Haus von diesem Moment an unter spirituellem Schutz steht.

Zweitens ist es eine wichtige Spendenaktion, die offiziell von der katholischen Kirche in Deutschland unterstützt wird.
Die gesammelten Gelder kommen Kindern in Entwicklungsländern zugute – für medizinische und Bildungsprojekte. Und jedes Jahr werden die Beträge größer – die Menschen in Deutschland unterstützen das gerne.

Warum werden die Inschriften nicht entfernt?

In modernen Häusern verschwindet die Inschrift nach dem Winter von selbst, aber auf alten Holztüren oder Stein kann sie jahrelang, manchmal jahrzehntelang sichtbar bleiben. Manche Bewohner entfernen sie absichtlich nicht – aus Respekt vor der Tradition oder einfach, weil sie denken: „Wer weiß, vielleicht hilft es ja wirklich.“

Manchmal sind mehrere Jahreszahlen hintereinander zu sehen – das Haus wird dann zu einem echten historischen Kalender.

Nur in Bayern?

Nein. Inschriften wie C+M+B sieht man in vielen Teilen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und sogar in Polen und Tschechien. Aber gerade in Bayern wird die Tradition besonders liebevoll gepflegt, und Kinder mit Karton-Kronen und Umhängen sind ein fester Bestandteil des Januars.

In München trifft man sie besonders häufig in Stadtteilen mit kleinen Häusern: in Neuhausen, Obermenzing, sowie in Dörfern rund um die Stadt – zum Beispiel in Oberschleißheim oder Gröbenzell.

Ein wenig Mystik zum Schluss

Man sagt, Häuser mit der Formel C+M+B seien geschützt vor Katastrophen, Bränden, neidischen Nachbarn – und sogar dem Finanzamt.
Aber im Ernst: Es ist einfach eine schöne, menschliche Tradition, die sagt: „In diesem Haus stehen die Türen offen für das Gute.“

Wenn du also bei jemandem über der Tür 20*C+M+B+02 siehst, musst du keine geheimen Botschaften entschlüsseln. Es sind einfach die guten Spuren eines kleinen Januarmorgens-Wunders. Und vielleicht klopfen schon im nächsten Januar wieder kleine Könige an deine Tür – und hinterlassen ein neues, mit Kreide geschriebenes Zeichen: 20*C+M+B+25.

Wirst du öffnen?

Wenn du mehr über solche Traditionen erfahren willst – schau dich einfach um. Manchmal wird Geschichte nicht in Büchern geschrieben, sondern mit Kreide – auf einer alten Holztür.

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