
Hofbräuhaus München: von der herzoglichen Brauerei zum Wahrzeichen Bayerns
Im Herzen Münchens, am Platzl, lebt seit über vier Jahrhunderten eine Legende — das Hofbräuhaus München. Dieser Ort ist längst mehr als nur eine Bierhalle: Hier vermischen sich die Geschichte Bayerns mit dem Duft von Hopfen, das Klirren der Krüge mit bayerischen Märschen, und die Wände erinnern sich sowohl an Könige als auch an Revolutionäre.
Der Anfang: Für den Hof, aber nicht für alle
Die Geschichte des Hofbräuhaus begann am 27. September 1589, als Herzog Wilhelm V. von Bayern eine eigene Brauerei gründete. Der Grund war einfach: Der Import von Bier aus den nördlichen Regionen war zu teuer. Der erste Braumeister war Heimeran Pongratz, eingeladen aus dem Kloster Geisenfeld, der ein kräftiges dunkles Bier — das Braunbier — braute.
Ursprünglich war das Bier nur für den herzoglichen Hof bestimmt, und gewöhnliche Bürger konnten nur davon träumen. Mit der Zeit wuchs jedoch die Nachfrage, und im Jahr 1607, unter Kurfürst Maximilian I., wurde die Brauerei näher zum Stadtzentrum verlegt — an den Ort, an dem sie noch heute steht.
Wie das Hofbräuhaus Allgemeingut wurde
Bis ins frühe 19. Jahrhundert blieb das Hofbräuhaus ein exklusiver Ort. Alles änderte sich 1828, als König Ludwig I. die Türen der Bierhalle für die breite Öffentlichkeit öffnete. Von diesem Moment an wurde das Hofbräuhaus zum Mittelpunkt des Münchner gesellschaftlichen Lebens — hier wurden Nachrichten diskutiert, Konzerte veranstaltet, Geschäfte abgeschlossen und natürlich Bier getrunken.
Das heutige Gebäude wurde 1897 nach den Plänen des Architekten Max Littmann errichtet. Prächtige bemalte Decken, massive Holztische und mit lebendiger Musik gefüllte Säle machten das Hofbräuhaus zum Herzstück des alten Münchens.
Gesichter der Geschichte: Von Königen bis Diktatoren
Das Hofbräuhaus war Zeuge sowohl von Festen als auch von stürmischen Zeiten. Im Jahr 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, verschonte der schwedische König Gustav II. Adolf München angeblich im Austausch für 600.000 Liter Hofbräuhaus-Bier.
Eine dunkle Seite der Geschichte wurde 1920 geschrieben, als in einem der Säle der Gründungsparteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) stattfand, auf dem Adolf Hitler die 25 Punkte des Parteiprogramms vorstellte.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt, aber bis 1958, rechtzeitig zum 800-jährigen Jubiläum Münchens, vollständig restauriert.
Leben heute: Bier, Musik und Traditionen
Heute ist das Hofbräuhaus ein wahres Symbol Bayerns. Die Bierhalle bietet Platz für bis zu 3000 Gäste und ist täglich voller Leben: Hier erklingt traditionelle bayerische Musik, Krüge mit Hofbräu Original, Dunkel, Maibock und saisonalem Oktoberfestbier stoßen fröhlich zusammen.
Die Atmosphäre bleibt authentisch: An den langen Tischen sitzen Einheimische und Touristen aus aller Welt nebeneinander und teilen die fröhliche Stimmung.
- • Adresse: Platzl 9, 80331 München
- • Öffnungszeiten: täglich von 9:00 bis 23:30 Uhr
- • Anfahrt: U-Bahn-Station Marienplatz, dann etwa 5 Minuten zu Fuß
Ein Besuch im Hofbräuhaus München ist nicht nur eine Gelegenheit, legendäres bayerisches Bier zu probieren. Es ist ein Eintauchen in die jahrhundertealte Geschichte Münchens und ein Gefühl, Teil einer lebendigen Tradition zu sein, die Generationen, Nationen und Kulturen mit einem einzigen "Prost!" vereint.