Alter Botanischer Garten in München: ein vergessenes Paradies zwischen Bahnhof und Museen

München – eine Stadt der Kontraste. Während Touristen von Marienplatz zum Englischen Garten hetzen und zurück, gibt es Orte, an denen man einfach stehen bleiben, durchatmen und sich daran erinnern kann, dass eigentlich Wochenende ist. Einer dieser Orte ist der Alter Botanischer Garten, der… schon lange kein botanischer Garten mehr ist. Aber deshalb nicht weniger schön.
❖ Wo liegt dieser Ort?
Der Garten liegt zwischen der Sophienstraße und der Elisenstraße, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof und dem Königsplatz entfernt. Mitten im Herzen der Stadt, wo Lärm, Verkehr, Hotels und Büros regieren – und doch tritt man ein paar Schritte zur Seite und landet in einer völlig anderen Welt: grün, ruhig und fast intim.
❖ Historischer Kontext (ohne Langeweile)
Der Alte Botanische Garten wurde im Jahr 1812 auf Anweisung von König Maximilian I. von Bayern gegründet. Der Architekt Friedrich Ludwig von Sckell entwarf den Garten als Lehr- und Forschungsstätte für Botaniker, Studenten und Naturforscher. Hier wurden seltene Pflanzen kultiviert, Vorlesungen gehalten und die Flora systematisch erforscht.
Im 20. Jahrhundert wurden die wissenschaftlichen Funktionen in den Neuen Botanischen Garten in Nymphenburg verlegt. Das Gelände blieb als öffentlicher Park bestehen. Das Gebäude des botanischen Instituts mit seinen Gewächshäusern ist nicht erhalten geblieben, aber der Geist der „alten Wissenschaft“ ist noch spürbar: in der Stille, im Mosaikpflaster, in der Wegeführung.
❖ Was findet man hier?
1. Neptunbrunnen (Neptunbrunnen)
Das zentrale Highlight des Gartens ist der massive Brunnen mit dem Meeresgott. Erbaut 1937 vom Bildhauer Josef Wackerle. Neptun erhebt sich stolz über Meerestiere – und trotzdem herrscht hier Ruhe: Kinder spielen, Touristen posieren, Senioren lesen.
2. Skulpturen und Architektur
Neben dem Brunnen trifft man auf Büsten, dekorative Säulen und Spuren der alten Gartenstruktur. Diese zeigen sich erst beim genauen Hinsehen.
3. Landschaftspark im englischen Stil
Keine strengen Symmetrien – Bäume wachsen frei, Wege schlängeln sich, Bänke stehen dort, wo man sie braucht. Es geht hier eher um Natürlichkeit als um Pracht.
4. Gemütliches Café Elisenpavillon
Im Pavillon am Rand des Gartens kann man Kaffee trinken, ein Schnitzel essen oder einfach im Schatten sitzen. Beliebt bei Büroangestellten und Stammgästen.
❖ Warum ist dieser Ort besonders?
Unsichtbarkeit für Touristen.
Hierher verirren sich kaum Führungen. Selbst viele Münchner nennen diesen Ort einen „stillen Winkel vor der S-Bahn“.
Kontrast.
Rundherum Glas, Beton, Verkehr, Bahnhof, Business. Und hier – Grün, Ruhe, bronzezeitlicher Neptun und Omas mit Hunden.
Zugänglichkeit.
Ganzjährig geöffnet, freier Eintritt, keine Schranken. Einfach hineingehen und da sein.
Historische Spur.
Trotz seiner Schlichtheit bleibt es ein ehemaliger botanischer Garten – mit einer zweihundertjährigen Geschichte, königlichem Ursprung und wissenschaftlicher Mission.
❖ Wer kommt hierher?
- • Einheimische – zum Mittagessen, mit einem Buch oder zum Abschalten.
- • Studenten – besonders von nahegelegenen Hochschulen.
- • Künstler und Dichter – dieser Ort inspiriert.
- • Vereinzelte Touristen, die versehentlich falsch abgebogen sind – und dann glauben, sie hätten den „geheimen Park von München“ entdeckt.
❖ Wie findet man ihn?
- ⌖ Adresse: Sophienstraße 7, 80333 München
- ⌖ U-Bahn: Königsplatz oder Hauptbahnhof
- ⌖ Zugang: rund um die Uhr
- ⌖ Eintritt: kostenlos
- ⌖ Café: geöffnet in der warmen Jahreszeit, meist von April bis Oktober
❖ Nützlicher Tipp
Wer einen Ort zum Lesen, Verabreden, Meditieren oder für ein ehrliches Gespräch mit sich selbst sucht – der Alte Botanische Garten ist dafür ideal. Kommt morgens mit einem Kaffee oder abends mit einem Croissant – und spürt, wie die laute Stadt plötzlich still wird.