Ein Zoo ohne Gitter und Langeweile: Warum der Tierpark Hellabrunn sogar Münchner überrascht

Wenn man das Wort „Zoo“ hört, denkt man oft an Beton, Gitterstäbe, einen Spatz im Käfig mit dem Schild „Afrikanischer Adler“ und erschöpfte Lamas. Doch in München ist der Zoo anders. Der Tierpark Hellabrunn ist nicht einfach ein Ort, an dem Tiere gezeigt werden. Es ist ein grüner, bis ins Detail durchdachter Naturpark, in dem die Tiere nach Kontinenten und nicht alphabetisch leben.
Direkt am Ufer der Isar im Stadtteil Thalkirchen gelegen, befindet sich der Zoo auf dem Gelände eines alten Naturschutzgebietes. Die Tiere sind also nicht „in die Stadt gezogen“ – die Stadt ist langsam an ihr Revier herangewachsen. Deshalb ist es hier selbst im Sommer schattig, kühl und grün, und Eichhörnchen laufen nicht nur in der Ausstellung herum, sondern auch schon mal in die Tasche der Besucher, wenn man die Nüsse nicht rechtzeitig versteckt.
❖ Ein Zoo, in dem man zufällig in Afrika landet
Die größte Besonderheit von Hellabrunn ist das geozoologische Konzept. Kein Werbegag, sondern ein wissenschaftlich fundierter Ansatz: Die Tiere leben hier nach geografischen Regionen. Plötzlich steht man unter Palmen und beobachtet eine Giraffe beim Fressen. Über die Brücke – und schon sieht man Pinguine stolz über das Eis watscheln. Ein paar Schritte weiter hängt ein Faultier, das sich ganz bewusst nicht beeilt – was bei den Besuchern durchaus für Neid sorgt.
Diese Struktur hilft nicht nur beim Beobachten, sondern auch beim Verstehen des natürlichen Lebensraums der Tiere. Das ist kein ausgestopftes Museum – es ist eine lebendige und naturnahe Welt mitten im bayerischen Stadtbild.
❖ Nicht nur schauen, sondern auch verstehen
Der Tierpark Hellabrunn ist kein Ort für belanglose Spaziergänge mit der Kamera. Man merkt vom ersten Moment an: Hier respektiert man sowohl die Tiere als auch die Besucher. Alles ist durchdacht – von der Größe der Gehege bis hin zu den Infotafeln. Möchte man wissen, wie alt Capybaras werden oder warum Kamele zwei Höcker haben? Steht alles da – verständlich und ohne Langeweile.
Auch architektonisch ist alles durchdacht: Das Tropenhaus mit echtem Feuchtklima, ein geräumiges Aquarium mit Haien und Quallen, Terrarien mit Chamäleons, die sich sogar vor neugierigen Kindern tarnen – hier wurde alles mit Liebe zum Detail gestaltet.
❖ Wohin mit Kindern, wenn nicht in den Zoo
Wer mit Kindern in München ist und einen Tag ohne Bildschirme, ohne Genörgel und ohne „Mama, mir ist langweilig“ verbringen will – ist hier genau richtig. Vor allem, wenn ein bisschen Dreck und Ziegenschnauben kein Problem darstellen. Im Kindertierpark, also dem Streichelzoo, darf man Haustiere streicheln und füttern, Schafe kraulen (wenn sie in Stimmung sind) und Meerschweinchen im Mini-Dorf beobachten. Dort gibt es auch einen großen Spielplatz, der entweder mit einem Eis oder einem Rückkehr-Versprechen verlassen wird.
Es gibt Cafés, Imbissstände und Ruhezonen, wo man snacken kann, während Strauße und Pfauen um die größte Frechheit wetteifern. Alles ist sauber, gepflegt und erstaunlich ruhig, selbst zur Hochsaison.
❖ Praktische Infos: wann, wohin und wie
- ⌖ Adresse: Tierparkstraße 30, 81543 München
- ⌖ U-Bahn: Linie U3, Station Thalkirchen – 5 Minuten zu Fuß
- ⌖ Öffnungszeiten: täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr (Sommer), bis 17:00 Uhr (Winter)
- ⌖ Tickets: am besten online kaufen – günstiger und ohne Warteschlange
- ⌖ Website: hellabrunn.de
Der Zoo ist das ganze Jahr über geöffnet – auch bei Schnee und Regen. Kein Witz: Eisbären und Pinguine lieben das Wetter, und in den Tropenhäusern kann man dem Münchner Nieselregen jederzeit entkommen.
❖ Warum selbst Einheimische immer wiederkommen
Hellabrunn ist einer der seltenen Zoos, die nicht traurig machen, sondern inspirieren. Es ist kein Pflichtbesuch, kein Touri-Spot und keine Kinderbespaßung. Es ist ein Ort, an den Erwachsene zurückkehren – einfach, um durchzuatmen, spazieren zu gehen, offline zu sein. Vielleicht ist das der Grund, warum nicht nur Gäste, sondern auch Münchner diesen Zoo so lieben.
In einer Welt, in der sogar Eichhörnchen Instagram haben, erinnert der Tierpark Hellabrunn daran, dass es manchmal reicht, einer Giraffe in die Augen zu schauen – und für einen Moment einfach stehenzubleiben.